erinnert ihr euch an Caroline, die von den Dorfbewohnern im Odenwald so genannte Die Weise Frau mit den Vögeln, die aus Berlin geflüchtet war, in das ererbte Häuschen ihrer Tante väterlicherseits...?
Caroline hatte vor noch nicht allzu langer Zeit Besuch von "Die Schäferin, die eine Gänsemagd ist" gehabt. Letztere nahm Carolines Freundschaft und psychologischen Beistand in Anspruch. Viele Stunden hatten sie zusammengesessen, in mildem Abend- und grellem oder dunstigem Tageslicht, und geplaudert. Hier noch einmal das Bild der in Eintracht beieinander sitzenden Freundinnen:
Knapp ein Monat ist vergangen. Die Schäferin, die eine Gänsemagd ist, hat sich mittlerweile verabschiedet - zum Teil, weil sie hoffte, Maunzi und Pingu hätten sich wieder in ihrem Zuhause eingefunden (haben sie? Haben sie nicht? Man weiß es nicht!), zum anderen Teil (doch das würde sie Caroline nicht sagen), weil sie langsam ein wenig genervt von deren intelligenter Besserwisserei war.
Auch wurde ihr das mit den Vögeln langsam zu viel; Haustiere, ok, eine Gans hier, eine Drossel da, vielleicht ein Kätzchen noch... Doch was sich da bei Caroline eingefunden hatte, morgens, mittags, abends...! - CAROLINE! Oh Caroline. Sie hatte die Einsamkeit gekannt, doch keine beständige menschliche Gesellschaft.
Sie hatte nicht gewusst, wie schön es sein kann, gemeinsam zu sitzen und zu plaudern, gemeinsam Spiegeleier zu braten, Dinkelbrot zu toasten oder auch mal ein Croissant zu kaufen, gemeinsam zu essen... gemeinsam Tatort zu schauen... sich das Leben teilen, eben.
Seit Die Schäferin weg ist, sobald ihre Silhouette am Horizont auf dem Weg ins Dorf und zum Bahnhof verblasst war, hatte Caroline begonnen, sie zu vermissen. Nun saß sie sogar die halbe Nacht unter ihren Bäumen. Es hatte auch nichts geholfen, sich abzulenken, indem sie sich ein neues Kleid gekauft hatte. Stunde um Stunde dachte sie an Die Schäferin... Tag für Tag.
In Anbetracht der Tatsache, dass Caroline eine ehemals praktizierende Psychologin ist, sollte man meinen, sie würde die Warnzeichen erkennen. Hatte sie doch tatsächlich ihrer Lieblingskohlmeise einen großen Amethyst gekauft, wo diese doch bisher mit einem Wackerstein als Landeplatz zufrieden gewesen war! Ein Amethyst... im Dorf in "Heidi's Steinlädchen" (ja, mit Apostroph; die normalen Deutschen würden's nie lernen). In diesem Laden gab es esoterisch angehauchtes Zeug; Bernsteinketten, Räucherstäbchen, Öle...
Eine große Auswahl an Steinen natürlich... es gab gedruckte Infoblätter über die Wirkung der Steine; sogar in Epoxydharz gegossene und auf ewig konservierte Insekten mit Kunstlederband zum Um-den-Hals-hängen! Und Caroline WUSSTE natürlich, dass Heidi's Steinlädchen nicht mehr als eine Touristenfalle ist. Und doch war sie hineingegangen, hatte diesen Stein gekauft... Aus dieser Handlung lässt sich nur schließen, dass es tatsächlich nicht allzugut um Carolines Seelenzustand bestellt ist!
Bevor man sich im allgemeinen Weltschmerz ergeht, hier ein Blick auf die zur Komposition gehörigen Bild-Elemente: